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In den guten alten Zeiten - Franz Josef Degenhardt[00:00:00]
Written by:Franz Josef Degenhardt[00:00:01]
Dort i'm Südrandkrater[00:00:15]
Hinten an der Zwischenkieferwand[00:00:16]
Wo i'm letzten Jahre noch das[00:00:20]
Pärchen Brennesseln stand[00:00:21]
Wo es immer[00:00:25]
Wenn der Mond sich überschlägt[00:00:25]
So gellend lacht drüben haust in einem[00:00:27]
Panzer aus der allerletzten Schlachtjener[00:00:30]
Kerl mit lauter Haaren auf dem Kopf und i'm Gesicht[00:00:34]
Zu dem wenn es Neumond ist unser ganzer Stamm hinkriecht[00:00:39]
Jener schlägt ein Instrument aus hohlem[00:00:43]
Holz und Stacheldrahtund erzählt dazu[00:00:46]
Was früher sich hier zugetragen hatin[00:00:49]
Den guten alten Zeiten[00:00:52]
Den guten alten Zeiten[00:00:56]
Damals konnte wer da wollte[00:01:05]
Auf den Hinterkrallen stehn[00:01:07]
Doch man fand das Kriechen viel[00:01:10]
Bequemer als das Aufrechtgehn[00:01:12]
Der Behaarte sagt sie seien sogar geflogen[00:01:15]
Und zwar gut[00:01:17]
Aber keiner fand je abgebrochene[00:01:19]
Flügel unterm Schutt[00:01:21]
Über Tage und in Herden lebten sie zur Sonnenzeit[00:01:24]
Doch zum Paaren schlichen sie in Höhlen[00:01:29]
Immer nur zu zweit[00:01:31]
Ihre Männchen hatten Hoden und ein[00:01:33]
Bißchen mehr Gewicht[00:01:36]
Doch ansonsten unterschieden[00:01:38]
Sie sich von den Weibchen nichtin den[00:01:40]
Guten alten Zeiten[00:01:42]
Ete Guten alten Zeiten[00:01:46]
Damals wuchsen fette Pflanzen überall[00:01:55]
Am Wegesrand doch sie abzufressen galt[00:01:58]
Als äußerst unfein in dem Land[00:02:02]
Man verzehrte Artgenossen selbst[00:02:05]
Das liebenswerte Schwein[00:02:07]
Doch die aufrecht gehen konnten[00:02:10]
Fraß man nicht man grub sie ein[00:02:12]
Manchmal durfte man nicht töten[00:02:14]
Manchmal wieder mußte man[00:02:16]
Ganz Genaues weiß man nicht mehr[00:02:19]
Aber irgendwas ist dran[00:02:21]
Denn wer Tausende verbrannte[00:02:24]
Der bekam den Ehrensold[00:02:26]
Doch erschlug einen einz lnen[00:02:29]
Hat der Henker ihn geholtin[00:02:31]
Den guten alten Zeiten[00:02:32]
Den guten alten Zeiten[00:02:36]
Wenn ein Kind ganz nackt und lachend unter[00:02:46]
Einer Dusche stand dann bekam es zur Bestrafung alle Haaren abgebrannt[00:02:48]
Doch war s artig hat[00:02:55]
S zum Beispiel einen Panzer gut gelenkt[00:02:57]
Dann bekam es zur Belohnung um den Hals ein Kreuz gehängt[00:03:00]
Man zerschlug ein Kind wenn es die[00:03:05]
Füße vom Klaver zerbiß doch man lachte wenn[00:03:07]
S dem Nachbarkind ein Ohr vom Kopfe riß[00:03:10]
Blut ge Löcher in den Köpfen[00:03:14]
Zeigte man den Knaben gern[00:03:16]
Doch von jenem Loch der Löcher hielt man[00:03:19]
Sie Hieben fernin den guten alten Zeiten[00:03:21]
Den guten alten Zeiten[00:03:26]
Alle glaubten an den unsichtbaren gleichen Manitu[00:03:36]
Doch der Streit darüber wie er aussah[00:03:41]
Ließ sie nicht in Ruh[00:03:43]
Jene malten ihn ganz weiß und andre schwarz[00:03:46]
Oder gar rot und von Zeit zu Zeit[00:03:48]
Da schlugen sie sich deshalb einfach tot[00:03:51]
Ob die Hand ganz rot von Blut war und die[00:03:55]
Weste schwarz von Dreck[00:03:58]
Das war gleich[00:04:00]
Wenn nur die Haut ganz weiß war[00:04:01]
Ohne jeden Fleck[00:04:02]
Und den Mischer zweier Farben federte[00:04:04]
Und teerte manoder drohte ihm für nach dem[00:04:07]
Tode Feuerqualen anin den guten alten Zeiten[00:04:11]
Den guten alten Zeiten[00:04:17]
Und wer alt war galt als weise[00:04:26]
Und wer dick war[00:04:28]
Galt als stark[00:04:29]
Und den fetten Greisen glaubte man aufs[00:04:31]
Wort und ohne Arg[00:04:33]
Und wenn Wolken sich am Abend färbten[00:04:36]
Freute man sich noch und man fraß[00:04:38]
Ganz ruhig weiter wenn die Erde brandig roch[00:04:41]
Denn vom Himmel fiel noch Wasser[00:04:45]
Und die Sonne war noch weit[00:04:47]
Und der große Bär[00:04:50]
Der schlief noch in der guten alten Zeit[00:04:51]
Und die Erde drehte sich nicht plötzlich[00:04:55]
Rückwärts und i'm Kreis[00:04:57]
Doch man schaffte rüstig bis es dann gelang[00:05:00]
Wie jeder weiß[00:05:02]
Und da war Schluß mit jenen Zeiten[00:05:03]
Mit den guten alten Zeiten[00:05:07]
Und so hocken wir bei Neumond an der[00:05:17]
Zwischenkieferwand[00:05:19]
Wo i'm letzten Jahre noch das[00:05:22]
Pärchen Brennesseln stand[00:05:24]
Und wir lauschen dem Behaarten[00:05:26]
Der sein Instrument laut schlägt[00:05:28]
Und wir lauschen lauschen[00:05:31]
Lauschen nächtelang und unbewegt[00:05:32]
Und wir träumen von den guten alten[00:05:35]
Zeiten und dem Land wo man überall[00:05:38]
Und jederzeit genug zu fressen fand[00:05:41]
Unsre Stammesmutter streichelt unser[00:05:45]
Jüngstes mit den Zehn manchmal seufzt sie[00:05:47]
O ihr Brutgenossen war das früher schönin den[00:05:50]
Guten alten Zeiten[00:05:54]
Den Guten alten Zeiten[00:05:57]