所属专辑:Lebenszeichen
歌手: Reinhard Mey
时长: 06:25
Die Tage werden kürzer und die Schatten werden länger.[00:06:25]
Vor der Boutique friert im Kübel ein vergess‘ner kleiner Baum.[00:06:25]
Im Kurhaussaal rücken sie die Tische enger[00:06:25]
Und heizen manchmal schon den vord‘ren Raum.[00:06:25]
Der heißumkämpfte Tisch, den nur die Halbgötter bekamen,[00:06:25]
Ist nicht mehr heißumkämpft und plötzlich frei.[00:06:25]
Und dein Gesicht hat endlich für den Kellner einen Namen,[00:06:25]
Du bist auf einmal wichtig und nicht nur Tisch Nummer drei![00:06:25]
Die Speisekarte wird mit jedem Tag ein bißchen kleiner,[00:06:25]
Dafür mit jedem Tag ein bißchen größer die Portion:[00:06:25]
Es muß jetzt alles weg und wenn du es nicht ißt, ißt‘s keiner –[00:06:25]
Ich liebe das Ende der Saison![00:06:25]
An den verwaisten Fahnenmasten klopfen lose Leinen[00:06:25]
Und irgendwo dort drüben schlägt ein Gartentor im Wind.[00:06:25]
Wie all diese Geräusche deutlicher und lauter scheinen,[00:06:25]
Wenn erst die lauten Stimmen der Saison verklungen sind![00:06:25]
Wenn sich jetzt zwei begegnen, ist das fast eine Verschwörung,[00:06:25]
Und Wildfremde erzähl‘n dir ihren ganzen Lebenslauf[00:06:25]
Im Flüsterton, denn Sprechen wäre jetzt schon eine Störung.[00:06:25]
Jetzt hat nur noch die Post und morgens der Schuhladen auf.[00:06:25]
Einen Sommer lang bist du um ein Paar herumgestrichen:[00:06:25]
Unverschämt teuer, doch gefallen würde es dir schon,[00:06:25]
Seit gestern abend ist das alte Preisschild durchgestrichen:[00:06:25]
Ich liebe das Ende der Saison![00:06:25]
In der Strandgalerie hängt nur ein Bild, drauf steht: „Geschlossen“[00:06:25]
Der Kiosk und das Eiscafé machen nach und nach dicht.[00:06:25]
In Spinnweben über den verwitterten Fenstersprossen[00:06:25]
Zittern glitzernde Tautropfen im späten Sonnenlicht.[00:06:25]
Wenn jetzt die Sonne scheint, dann ist das nicht mehr selbstverständlich,[00:06:25]
Und du nimmst jeden Strahl einzeln und dankbar hin.[00:06:25]
Nichts ist mehr so wie‘s war, und du kannst spür‘n: Alles ist endlich.[00:06:25]
Auch wenn du‘s nicht verstehst, ahnst du doch: Es hat seinen Sinn.[00:06:25]
Du brauchst nicht mehr über die Gehsteigzuparker zu meckern:[00:06:25]
Die Autoschickimickis sind schon längst auf und davon[00:06:25]
Mit ihr‘n Pelzdamen, deren Hunde die Wege vollkleckern –[00:06:25]
Ich liebe das Ende der Saison.[00:06:25]
Vorm Dorfkrug stehen ratlos ein paar Kästen leere Flaschen.[00:06:25]
Im Schaukasten gilbt ein Menü aus längst vergang‘ner Zeit.[00:06:25]
Der Regen hat die Kreide von den Schrifttafeln gewaschen,[00:06:25]
Wer jetzt noch hierher kommt, der weiß ja sowieso Bescheid.[00:06:25]
Wer jetzt noch hierher kommt, der hat gelernt, sich zu bescheiden,[00:06:25]
Und wenn er wieder geht, wird er ein Stückchen weiser sein:[00:06:25]
Du brauchst im Leben wirklich nur, um keine Not zu leiden,[00:06:25]
Einen Freund, ein Stück Brot, ein Töpfchen Schmalz und ein Glas Wein![00:06:25]
Und all das gibt es hier noch allemal an allen Tagen,[00:06:25]
Und wenn du klug bist, werden Leib und Seele satt davon.[00:06:25]
„Und übrigens, die Runde geht auf mich!“ hör‘ ich mich sagen.[00:06:25]
Ich liebe das Ende der Saison![00:06:25]
Und denk‘ dabei, ich stünde gern in fernen Tagen[00:06:25]
Am Fenster einer kleinen, langsam schließenden Pension,[00:06:25]
Und sähe auf die Wege meines Lebens und könnt‘ sagen:[00:06:25]
Ich liebe das Ende der Saison![00:06:25]